gallus, ein star

Für unsere Legendenbildung wird Gallus auf dem Altar der Identität vorgeführt: Ich bin ein Star – holt mich hier raus! Stiller verlangt, dass die Tradition des kultischen Glockenläutens, das scheinbar durch Gallus initiiert wurde, des Nachts nicht stören 

Das Gebet ist zu Ende, die Sonne ging unter, zu Ende war der Tag. Da nahmen Sie (Gallus und Hiltibod) endlich mit Dank die Nahrung zu sich, sagten Gott wiederum Dank und legten sich dann auf die Erde, um ein wenig zu Ruhen. Als der heilige Mann aber seinen Gefährten im Schlaf glaubte, erhob er sich, warf sich kreuzweise vor der (Reliquien-)kapsel nieder und verrichtete fromme Gebete vor dem Herrn. Indessen kam ein Bär vom Berg herab und leckte die Krümel und Reste, welche den beiden beim Mahl herabgefallen waren, vorsichtig auf. Wie der Mann dies sah, sagte er zum Wildtier: Ich befehle dir, wildes Tier, im Namen des Herrn, nimm Holz und bring es zum Feuer. Auf diesen Befehl machte das Tier kehrt, brachte einen gewaltigen Holklotz herbei und warf ihn in das Feuer. Aber der gütige Mann ging zu seiner Tasche, und reichte dem Diener aus dem kleinen Vorrat ein ganzes Brot. Dann befahl er dem Empfänger: Im Namen meines Herrn Jesus Christus, weiche aus diesem Tal und halte stattdessen die umliegenden Berge und Hügel für deine Allmende., schädige hier aber keinen Menschen und kein Vieh. Während dies geschah stellte sich der Diakon Hiltibod schlafend, beobachtete jedoch, was der gotttreue Mann mit dem wilden Tier machte. Dann erhob er sich , warf sich zu seinen Füssen nieder und sagte: Nun weiss ich wahrhaftig., dass der Herr mit dir ist, da dir sogar die Tiere der Wildnis gehorsam sind. Gallus aber sagte zu ihm: hüte dich irgend jemandem irgend etwas davon zu sagen, bevor du die Herrlichkeit Gottes gesehen hast.   Das wilde Tier verzog sich sich auf Geheiss aus diesem Tale.      (Tutilo 894) Gallus jedoch wusste, dass dieses Tier ihm Freundschaft und Gehorsam zeigen werde. So geschah es, dass eine Gruppe von Freunden von Gallus  aus Luxeuil den Weg über das Steinachtal nach Bobbio und weiter nach Rom versuchte unter die Füsse zu nehmen. Sie trafen  sich mit Gallus im Jahre 616 und schilderten ihm unter anderem auch die Missbill dieser langen Reise: wenig Nahrung, keinen Schutz und die teils schwere Lasten auf ihren Schultern. Da besann sich der gottesgläubige Mann der Begegnung mit dem Bären vor Jahren - und tatsächlich, der Bär erkannte den gottestreuen Mann wieder. „Du, dem ich Verzehr und Freundschaft angeboten habe, begleite diese Gruppe von Freunden über die Berge und diene ihnen im Namen Gottes so, wie du mir gedient hast.“ Das wilde Tier gehorchte und begleitete die kleine Gruppe über Berge und Allmenden bis nach Bobbio, wo sie für kurze Zeit Rast und Einkehr fanden. Die Ruhelosigkeit der Gruppe sollte sie jedoch bis nach Rom führen, wo sie ihrem Ziel Jerusalem immer näher kamen.

Leider ist die Reise der gottesfürchtigen Mönche ab Rom sehr spärlich durch Quellen belegt. Eine letzte gesicherte Spur konnte in Lecce  1 verzeichnet werden.  Die Spur dieser 3 Wandermönche mit dem scheinbar zahmen Bär verliert sich in der Region Bari - Lecce.