hamburg seehschärfe

Hamburg/Wil. Keine Galerie, keine Halle für Kunst sondern der öffentliche Raum wurde im Hamburgerprojekt die Bühne der unentwegten ohm-Truppe. Zumindest verwegen waren die Aktionen, die ohm41 in Hamburg durchführte. „Das Museum hat ausgedient, wir treten direkt in den Dialog mit dem Publikum“, liess sich Stefan Kreier von ohm41 vernehmen. So sind fünf Aktionen entstanden, jede etwas anders.

Seehschärfe einmal anders

Seehschärfe, so der Projekttitel der Aktionen, welcher die Nähe zum Meer und zur scharfen Stadt aufnehmen sollte. Unter dem Attribut der scharfen Stadt darf die Leserin  natürlich verschiedene Vermutungen zur Hansestadt anstellen. Naheliegend wäre da die sündige Reeperbahn. Doch, dass Hamburg einer der grössten Umschlagplätze von Gewürzen in der Welt ist, das wissen die wenigsten.

Bergluft und Wasser aus dem Toggenburg

Thomas Fri Freydl liess es sich nicht nehmen, Schweizerbergluft in die Elbstadt zu verfrachten. Er verteilte in den Fussgängerzonen in Ballonen in dieser Form eingelagerte Toggenburgerbergluft. Die Hamburger zeigten sich erfreut und schmunzelten über diese 100% Bergluft. „Jetzt bringt ihr uns mal was“, sagte ein Hamburger in Anlehnung vermutlich an das viele Geld, das in umgekehrter Richtung floss.

Das Projekt von Roland Rüegg entpuppte sich als poetische Aktion. Er vereinigte Thurwasser, direkt von den Thurfällen, mit dem Elbwasser in Hamburg. „Das Wasser hat sich in seiner Lauterkeit nicht verändert und die Elbe wird nun mit Frischwasser beglückt“, lässt sich Rüeggvernehmen. Er wollte auch das Gefälle von Berg und Tal, den Alpen und den nordischenTiefebenen aufheben – das Wasserschloss Schweiz mit dem Warenumschlagplatz Hamburgvereinigen.

Hintergründig

Stefan Kreier liess auf der Hafenmole einen steuerbaren Helm herumrollen, der die Leute irritierte und erschreckte. Auf die Passantenfrage, was er damit bezwecken wolle, erwiderte Stefan Kreier, „Ohm41 verstehe sich als Aufroller und Reflektor von gesellschaftlichen Wucherungen.“ So wollte Kreier die Perspektive eines streunenden Hundes in Verbindung mit einer behelmt gesteuerten Kreatur darstellen und liess ihn derart über die Hamburger Landungsbrücke wuseln.

Der Hinterthurgauer Andreas Schedler richtete ein „Tubus telescopus“, ein Fernrohr, auf das der Elbharmonie gegenüberliegende Ufer. Damit konnte der Beobachter  bei genauem Hinsehen Anweisungen , Bilder und Probetafeln zur Ermittlung der Sehschärfe erkennen. Amüsiert reagierten die Hamburger, wenn sie denn mit Fragen konfrontiert wurden, ob sie zu Hause einen Luftbefeuchter hätten, oder ob Hamburg haarscharf an Bayern liege.

Volltreffer

Ohm41 zeigte sich erfreut ob der Reaktionen der Hamburger. „Typisch Grossstadt“, meinte die ohm-Aktivistin Franziska Peterli Bartholdi. „ Die Leute sind sich einiges gewöhnt und nehmen nicht gleich reissaus bei der erstbesten Irritation“. Die ganze Aktion von ohm41 wurde vom Filmemacher Renato Müller koordiniert und aufgezeichnet und wird in Wil und Wattwil aufgeführt.