Die Gruppe ohm41 und die Villars Kuh

so war’s wirklich: Polizeieingriff an der Kunstausstellung «eingleisig»

Ifwil. Die Werbekuh «Villars» wurde gestohlen. Die Werbekuh «Ville d'art» ebenfalls. Die Polizei bereitete der Aktion des Wiler Kunstkollektivs «ohm41» ein abruptes Ende.

Was als Aktion im Rahmen der Kunstausstellung «eingleisig» geplant war, entwickelte sich zu einer Provinzposse. Die Öffentlichkeit hat (fast) nichts gemerkt – die Aktion spielte sich nachts ab. Was war geschehen? 1. Akt: Die Werbekuh «Villars», Kulturgut der Gemeinde Bichelsee-Balterswil, wurde letzte Donnerstagnacht gestohlen. 2. Akt: Die Werbekuh, jetzt «Ville d'art» benannt und Kunstobjekt, wurde Samstagnacht in Münchwilen aufgestellt. 3. Akt: Die Kunst-Kult-Kuh wurde noch in der gleichen Nacht abermals demontiert und weggebracht.

die Villars kuh

die Villars kuh

ohm41 und die Villars-Kuh

(gewisse textteile + Fotos: unbekannte Autorenschaft)

 

Sie gilt als Wahrzeichen Ifwils und als Symbol für den Widerstand gegen den wiehernden Amtsschimmel in Frauenfeld – die Villars-Kuh östlich von Ifwil, welche seit Jahrzehnten dort grast, ohne zu fressen, aber in die Jahre und den Rost gekommen war.

Sie machte schon seit über 50 Jahren Reklame für Schokolade – für uns als Kinder war sie jeweils ein Zeichen für die Fahrt von Wil gen Westen. Jahrzehntelang störte sich niemand an dieser Kuh. Im Zusammenhang mit der Milchkontingentierung erinnerte sich ein Journalist der Kuh und brachte ein Bild derselben in der Zeitung. Im Begleittext stand, dass man wenigstens mit dieser Kuh keine Probleme mit der Milchkontingentierung hätte. In einer Amtsstube in Frauenfeld wurde ebendiese Zeitung auch gelesen und ein pflichtbewusster Beamter erinnerte sich nicht nur an die Kuh sondern auch an ein neues Gesetz, welches Reklame an Ausserorts-Strassen verbietet. Schnell wieherte der Amtsschimmel, dass die arme Kuh innert Monatsfrist zu verschwinden hätte.

Dieses Schreiben wurde auch der Bevölkerung und der Ortsbehörde bekannt. Den Einheimischen war die Villars-Kuh richtig ans Herz gewachsen – sie gehört einfach zu uns. So beschloss die Gemeindeversammlung, dass die Kuh erhalten bleiben solle. Da dies alles in der „Saure-Gurken-Zeit“ passierte, war die Blechkuh als „wiehernder Amtsschimmel“ ein gefundenes Fressen für Zeitungen im In- und Ausland. Die Ortsgemeinde bekam unterstützende Briefe und sogar eine Zeitung in den USA brachte ein Bild „unserer“ Kuh mit entsprechendem Begleittext.

Der zuständige Regierungsrat nahm daraufhin einen Augenschein und fand folgenden salomonischen Kompromiss: „Da sich auf der entsprechenden Strassenstrecke noch nie ein Unfall ereignet hat, der auf die Kuh zurückgeführt werden konnte, kann das Vieh stehen bleiben. Wenn man die Überschrift „Chocolat“ entfernt, ist der Reklamecharakter kaum mehr gegeben.“

Vor einiger Zeit durfte die Kuh eine Renovation über sich ergehen lassen. Im Spritzwerk wurde mit Sand dem roten Gift so richtig der Garaus gemacht und der Kuh ein neues, glänzendes Fell verpasst. Die Männer vom Bauamt waren dafür besorgt, dass die Kuh rechtzeitig auf die Weidesaison wieder an ihren angestammten Platz fand.

Ende August 2008 gelang es der Kuh wiederum, in der Lokalpresse erwähnt zu werden. In der Nacht vom 21. August wurde die Kuh von der Künstlergruppe ohm41 gestohlen und im Rahmen der Ausstellung "Eingleisig" in Münchwilen aufgestellt. Dass diese Nacht- und Nebelaktion für die öhmler beinahe desaströs geendet hätte wissen die wenigsten. So wurde das Vieh versetzt – doch - andern tags ein Werkarbeiter der Gemeinde Ifwil seinen Augen nicht traute, als er von Wil herkommend «seine» Kuh vor Münchwilen vorfand.  Schwupps holte sich die Gemeinde Bichelsee die Kuh am folgenden Samstag wieder zurück und erstattete Anzeige wegen Diebstahls. Die Künstler erstatteten darauf Anzeige wegen Diebstahls des Diebstahls der gestohlenen Blechkuh. In einem Gespräch zwischen Gemeinde und der Künstlergruppe wurde vereinbart, dass die Villars-Kuh für die Dauer der Austellung in Münchwilen weiden darf.

Nach dem Diebstahl der Kuh sah der Standort ungewohnt trist aus: